Erleichterung aber noch keine
Entwarnung
Am 30. Januar 2015 hat das
Bundesamt für Energie den Einengungsvorschlag der Nagra für mögliche
Standortregionen für ein Atomendlager vorgestellt. Dass der Südranden nicht in
die engere Auswahl gekommen ist, wird vom Gemeinderat Beringen mit Erleichterung
begrüsst. Einige Fragezeichen bleiben allerdings.
Als das Bundesamt für Energie (BFE) Ende Januar den sogenannten
2x2-Vorschlag der Nagra präsentierte, war die Überraschung gross. Mit der
Einschränkung auf zwei Regionen – einzig Zürich Nordost und Jura Ost sollen als
Standorte sowohl für hochradioaktive wie mittel- und schwachradioaktive Abfälle
vertieft untersucht werden – hat die Nagra eine unerwartet radikale Einengung
vorgenommen.
Die damit verbundene Zurückstellung des Südrandens mit dem direkt
an unsere Gemeinde angrenzenden Areal Brentenhau als Oberflächenstandort nehmen
wir positiv zur Kenntnis. Die für weitere Jahre drohende Verunsicherung, als
potenzielle Anliegergemeinde eines Endlagerstandorts zu gelten, ist damit fürs
Erste gebannt. Selbst wenn ein minimales Risiko besteht, später wieder in den
Prozess aufgenommen zu werden, kommt die Zurückstellung einer Standortregion
faktisch einem Ausschluss gleich.
Die Erleichterung des Gemeinderates ist gross. Die Freude wird allerdings
von der Sorge getrübt, dass die wenige Kilometer entfernte Region Zürich
Nordost nun noch stärker in den Fokus rückt. Die Problematik verschwindet also
keineswegs aus unserer Region.
Von der Haustür in den Vorgarten
Die Betroffenheit unseres Dorfes hat sich zwar abgeschwächt, Anlass sich
bequem zurückzulehnen, besteht noch nicht. Schliesslich enden die Interessen
der Region nicht an der Kantonsgrenze.
Die gesellschaftlichen und
wirtschaftlichen Auswirkungen eines Atomendlagers im Weinland hätten zweifellos
Konsequenzen auf die ganze Region und damit auch auf uns.
Die positiven Gefühle sind somit von einer gesunden Portion Skepsis
begleitet, zumal sich abzeichnet, dass die betroffenen Kantone Zürich und
Aargau nicht bereit sind, die Nagra-Vorschläge ohne weiteres zu akzeptieren.
Sie verlangen zu Recht transparent und nachvollziehbar zu erfahren, wie diese
radikale Einengung begründet ist.
Das kritische Studium der tausende Seiten
umfassenden Unterlagen und die daraus resultierenden Diskussionen werden in den
nächsten Wochen und Monaten die Öffentlichkeit noch intensiv beschäftigen.
Unter diesen Umständen erscheint eine Entwarnung für den Südranden vielleicht
voreilig. Wir verstehen die Zurückstellung dennoch als ein gutes Signal für die
direkt betroffenen Gemeinden.
Das darf uns aber nicht davon abhalten, unseren Blick künftig aufs
Weinland zu konzentrieren, wo wir die Regionalkonferenz Zürich Nordost aktiv
unterstützen können. Nur gemeinsam ist die Region stark genug, um eine
Standortwahl zu verhindern, die möglicherweise nicht allein von
Sicherheitsüberlegungen gelenkt wird, sondern auch von finanziellen und
politischen Überlegungen. Die Risiken eines geologischen Tiefenlagers haben sich
bei Lichte betrachtet vorerst lediglich von unserer Haustür weg in unseren
Vorgarten verlagert.
Gemeinderat Beringen
Eva Neumann
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen